Kandidatenporträt Tom Wagener "Es gibt ein Grundrecht auf Mobilität"
Moers · Tom Wagener ist Bundestagskandidat von Bündnis 90/Grüne für den Wahlkreis Wesel I. Der Ingenieur für Verkehrswesen arbeitet in Kalkar und lebt in Neukirchen-Vluyn. Seine Kindheit verbrachte er aber in Polen, in der Nähe von Breslau.
06.09.2013, 00:00 Uhr
Wer den Garten der Familie Wagener betritt, befindet sich in typischer Vorstadt-Umgebung: Ein gewaltiges Trampolin dominiert die Rasenfläche, dort können die Töchter Nele (8) und Marie (4) große Sprünge machen. Im Schatten des Hüpfgeräts nibbeln zwei zufriedene Kaninchen, nur gelegentlich durch ein Bellen des Nachbarhundes aufgeschreckt.
"Die Liebe hat mich an den Niederrhein getrieben", sagt Tom Wagener. 2006 zog er mit Ehefrau Verena und der ersten kleinen Tochter nach Neukirchen-Vluyn. Wageners Wurzeln liegen jedoch weit weg vom Niederrhein. Und sein Nachname ist eigentlich nicht Wagener. "Den habe ich von meiner Frau übernommen", erzählt er. Sein Geburtsort ist Ohlau in der Nähe von Breslau. Dort kam er 1974 zur Welt, sein ursprünglicher Familienname ist Kedzior. Nach Deutschland kam er im Alter von neun Jahren, machte später sein Abitur in Hagen, studierte auf Bauingenieur mit Schwerpunkt Verkehr. Heute arbeitet er bei einer Ingenieursgesellschaft in Kalkar.
Entspannt und offen gibt sich Tom Wagener im Gespräch. Seinen polnischen Akzent hat er vollständig verloren. Wann hat er begonnen, sich für Politik zu interessieren? "Dieses Bewusstsein war eigentlich immer da", meint er. Die Kindheit im kommunistischen Polen, das Erlebnis eines neuen Landes mit andererem Gesellschaftssystem, das schärft früh den Blick. "Später war ich Schülersprecher und Mitglied im Studentenparlament", berichtet der Kandidat. Auf kommunaler Ebene habe er sich dann weiter engagiert, schon immer bei den Grünen. Aufgaben auf Landes- und Bundesebene kamen hinzu, passend zu seiner Qualifikation: Sprecher der Landesarbeitsgemeinschaft LAG Verkehr NRW, Delegierter der Grünen in NRW für die Bundesarbeitsgemeinschaft BAG Verkehr. Wagener sitzt zudem im Vorstand des grünen Bezirksverbandes Niederrhein-Wupper. Daheim in Neukirchen-Vluyn arbeitet er in den Fachausschüssen der Stadt mit.
Zu Tom Wageners Wahlkreis gehört auch Kamp-Lintfort mit dem Dauerthema "Deponie Eyller Berg". Wagener weiß, dass viele Bürger auf die grüne Regierungspräsidentin nicht gut zu sprechen sind. Aber er erinnert daran, dass Anne Lütkes als eine ihrer ersten Amtshandlungen eine vor Ort geplante chemisch-physikalische Abfallbehandlungsanlage gestoppt habe. "Negativ muss man ihr aber anlasten, dass sie sich dabei auf ein intransparentes Mediationsverfahren eingelassen hat und so Kommunen und Bürger komplett ausgeschlossen wurden", sagt der Kandidat. Es helfe nur eins: "Alle Fakten und Entscheidungsprozesse müssen offengelegt und dem Bürger transparent vermittelt werden."
Bundestagskandidaten müssen zeigen, dass sie auf vielen Gebieten beschlagen sind. Wagener räumt aber ein, dass sein besonderes Interesse der Verkehrs- und der Bildungspolitik gilt. Im Gespräch gibt er sich unideologisch, von Allheilmitteln hält er wenig. "Nehmen Sie das Elektro-Auto", meint er. "Würden auf einen Schlag alle Leute darauf umsteigen, hätten wir neue Probleme: Es wären gar nicht genug Rohstoffe dafür vorhanden." Eine Welt ohne Autos hält er vorerst für illusorisch. Doch statt "noch eine Autobahnspur zu bauen" sollte die Politik andere Möglichkeiten, von A nach B zu kommen, nicht vergessen. "Es gibt so etwas wie ein Grundrecht auf bezahlbare Mobilität."
Wonach wird der Kandidat an Wahlständen am häufigsten gefragt? "Unsere Region ist ja recht ländlich, und oft werde ich von Landwirten angesprochen." Und die seien nicht immer einverstanden mit den grünen Ansichten zu Themen wie Massentierhaltung oder Gentechnik. "Wenn man mit den Leuten wirklich ins Gespräch kommt, dann relativiert sich vieles", sagt Wagener. "Es wird ja oft gesagt, Massentierhaltung schaffe Jobs. Aber wenn man genau hinschaut, stimmt das nicht."
In den jüngsten Umfragen für die Bundestagswahl haben die Grünen Prozente verloren. Manche sehen darin eine Reaktion auf die Diskussion um den "Veggie Day" und andere Vorschläge, die von Gegnern der Partei als Gängelung der Bürger bezeichnet werden.
Wagener: "Dieser Vorwurf wird nur uns gemacht, obwohl beispielsweise die CSU für eine Helmpflicht auf dem Fahrrad plädiert. Aber darüber wird in der Öffentlichkeit kaum gesprochen." Nur den Grünen werde das Image der Regelungswütigen verpasst. "Wir sind lediglich konsequent, wir sagen, was wir wollen."
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