Studie: Im Kampf gegen Fake News ist Zusammenarbeit nötig – DW – 13.06.2024 (2024)

Um der Verbreitung von Desinformation wirksam entgegenzutreten, ist eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen zivilgesellschaftlichen Organisationen, Medien und großen Tech-Unternehmen nötig. Das macht eine Analyse dergemeinnützigen deutschen Bertelsmann Stiftung deutlich.

"Wir müssen genauso professionell und koordiniert vorgehen wie diejenigen, die mit ihren Kampagnen Schaden anrichten wollen", warnt Co-Autorin Cathleen Berger im Gespräch mitder DW. Die Analysebasiertauf Gesprächen mit mehr als100 Experten, Aktivisten und politischen Entscheidungsträgern aus über 50 Ländern, so Berger.

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Weltweit berichten Forschende von einer Zunahme falscher und irreführender Informationen im Internet, die sowohl von ausländischen als auch inländischen Akteuren gestreut werden. Diese Entwicklunghabe antidemokratischen Bewegungen in Ländern wie Thailand und Äthiopien Auftrieb gegeben, warnt der Bertelsmann-Bericht. Weil sich diese Bedrohung ständig weiterentwickelt, müssten Zivilgesellschaft und Politik ihre Strategien gegen Desinformationentsprechend anpassen. "Wir müssen nicht mehr nur einzelne Vorfälle ins Visier nehmen, sondern die gesamte Industrie, die dahinter steht", sagt Berger.

Die Grenzen von Faktenchecks

Desinformation ist kein neues Phänomen: Seit Jahrhunderten versuchen Akteure mit niederen Motiven, die öffentliche Meinung durch die Verbreitung falscher oder irreführender Narrative zu beeinflussen. In den letzten zwei Jahrzehnten hat das Problem durch das Internet und sozialeMedien jedoch einneues Ausmaß erreicht. Als Reaktion darauf haben sowohl Medien als auch Nichtregierungsorganisationen rund um die Welt verschiedene Gegeninitiativen ins Leben gerufen.

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Vielleicht am sichtbarsten arbeiten deshalb mittlerweile unzählige Faktencheck-Teams daran, mithilfe eigener Recherchen die Richtigkeit von Behauptungen im Netz zu überprüfen, auch bei der DW. Aber so wichtig diese Bemühungen seien, so sehr seiensiekein Allheilmittel, warnt Berger: "Faktencheckskönnen ganz offensichtlichnicht mit der Geschwindigkeit und Dynamik mithalten, die wir bei Desinformationen im Internet beobachten.Wir können schlichtweg nicht alles überprüfen."

Eine Frage des Geldes -und von "Pre-bunking"

Deshalb seien auch neue Ansätze erforderlich, so Berger: "Wir brauchen auch Pre-Bunking."Sie bezieht sich aufeine Strategie,die nach den englischen Begriffen pre (im Vorfeld) und debunking (entlarven) benannt ist. Die Idee dahinter ist es, Menschen vor falschen Inhalten zu warnen, noch bevor sie diese online sehen, sowie ein Bewusstsein für die Verbreitung von Desinformationzu schärfen: "Es geht darum, die Menschen darin zu schulen, bestimmte Narrative zu erkennen -so dass sie bereits spüren, dass etwas falsch sein könnte, bevor das vollständig von Faktencheckern überprüft wurde."

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Gleichzeitig müssten dieGeschäftsmodelle hinter der Verbreitung von Fake Newsnoch mehrins Visier genommen werden. So sei ein ganzesÖkosystem hochprofessionellerAkteure entstanden, die mit der Verbreitung von DesinformationGeld machten. Diese generiertenbeispielsweise Werbeeinnahmen auf Plattformen wie denen des US-Tech-Giganten Google, dem YouTube gehört,oder Meta, dem Mutterkonzern von Instagram, Facebook und WhatsApp."Diese Unternehmen müssen diese Art der Finanzierung von Desinformationskampagnen unterbinden", so Berger.

Die Verantwortung von Big Tech

Und die Verantwortung der großen Technologieunternehmen gehe noch weiter: "Die Firmen verweisen auf all die Dinge, die sie bereits getan haben, aber angesichts ihrer Ressourcen und ihres übergroßen Einflusses ist noch so viel mehr nötig." So sei es wichtig, dass sie ForschendeundFaktenchecker noch besser mit detailliertenInformationen darüber versorgen, wasgenau auf ihren Plattformen passiert.

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In der Europäischen Union verpflichtet ein neues Gesetz die Unternehmen mittlerweile, solche Daten zur Forschung über die Verbreitung von Desinformation zur Verfügung zu stellen. "Dennoch stellen wir fest, dass Forschenden immer noch der Zugang zu den Daten verweigert wird", so Berger:"Und Forschendeaußerhalb der Europäischen Union erhalten oft überhaupt keinen Zugang." Der Bericht listetdafür Beispiele aus Thailand, Brasilien, Mexiko und Kenia auf.

Wen erreicht man wie?

Gleichzeitig werde immer deutlicher, dass im Kampf gegen Desinformation eine Reihe verschiedener Ansätze vonnöten sind -nicht zuletzt, weil die Plattformen, über dieMenschen Nachrichten empfangen, sehr unterschiedlich sind: "So nutzen beispielsweise 55 Prozentder Menschen in Afrika WhatsApp, während es in Nordamerika nur sechsProzentsind", heißt es im Bericht.Gegenmaßnahmen müssten daher immer auf die Regionen zugeschnitten sein, auf die sie abzielen.

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Und dennoch sei eine grenzübergreifende Zusammenarbeit von entscheidender Bedeutung: "Desinformationskampagnen zielen auf Diskurse ab, die über nationale Grenzen hinweggehen."Deshalb sei es wichtig, dass Organisationen in ihrem Kampf gegen Desinformation gegenseitig Informationen austauschten, so dass sie "ihre Strategien entsprechend den Erfahrungen aus anderen Regionen anpassen können".

"Es gibt so viel Wissen da draußen und so viele großartige Ideen", fasst Cathleen Berger die Erkenntnisse des Berichts gegenüber der DW zusammen. "Wenn wir das bündeln würden, wären wir noch so viel schlagkräftiger."

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