Yasmine M’Barek über Berlin: „Es tut mir leid, aber ich verstehe Friedrichshain nicht“ (2024)

Die Journalistin Yasmine M’Barek, nicht verwandt oder verschwägert mit dem SchauspielerElyas M’Barek übrigens, wird seit einigen Jahren immer mal wieder ihrer Heimatstadt Köln untreu. Sie hat ein zweites Zuhause in Berlin gefunden, in Tempelhof, um genau zu sein.

Vom in der Regel schmählich unterschätzten und übersehenen Stadtteil, den alle Welt nur auf ein Feld reduziert, sagt die 25-Jährige, es erinnere sie dort ein bisschen an Köln:„Normal, niemand interessiert sich für dich, wenn du das nicht willst, aber wenn du hinfällst, hilft dir jemand.“

Eine kleine Liebeserklärung, diedie Autorin und Podcasterin („Apokalypse & Filterkaffee“) anderen Stadtteilen nicht zuteil werden lässt. Warum Friedrichshain bei ihr sehr schlecht abschneidet, hat sie uns im Fragebogen verraten.

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1. Frau M’Barek, Sie sind in Köln geboren, aufgewachsen und haben dort ihre journalistische Ausbildung gemacht. Warum zog es Sie nach Berlin?

Beruflich ist es fast unmöglich, an Berlin vorbeizukommen, da wollte ich natürlich immer hin. Zunächst habe ich viel bei Freunden auf der Couch geschlafen, unterwegs im politischen Berlin. Aber ich wollte so richtig Teil der Stadt werden. Hat dann mit Zeit Online sehr gut geklappt, und in diesem Zuge bin ich im Mai 2021 Teilzeit hergezogen. Ich war bis jetzt in Alt-Treptow, Wedding, Neukölln und Tempelhof.

2. Sie pendeln also zwischen Spree- und Rheinmetropole hin und her. Wie schneidet denn Berlin im Vergleich zu Köln ab, was die Lebensqualität angeht?

Berlin assoziiere ich meist mit Arbeit, weil ich oft nur dafür hier bin, deswegen ist das Familienleben in Köln natürlich manchmal schöner. Aber Berlin bedeutet für mich immer (Wahl-)Freiheit, gute Freunde, gute Drinks – und die wortwörtliche Flachheit dieser Stadt lässt mich immer ganz geerdet zurück. In Berlin kann man so schön selektiert in Lebensrealitäten eintauchen, je nachdem, wo man gerade ist. Köln ist eben Köln.

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3. Was kann denn Köln, was Berlin nicht kann?

Köln ist ein städtisches Dorf, da verliert man die Anonymität, an die Berlin einen gewöhnt. Da ich beides sehr schätze, ist es ein Geben und Nehmen. Aber Köln ist schon oft ein Reality Check, raus aus der Blase, in der man ja dann auch oft mit den gleichen Leuten und gleichen Debatten verkehrt. Köln bedeutet Auszeit, Privatleben und Heimat, ich bin da geboren, und NRW hat ja eh nicht viel im Gegensatz zu Berlin, ein bisschen Lokalpatriotismus muss an dieser Stelle sein.

4. Welcher ist Ihr Lieblingsort in Berlin?

Sehr klischeehaft leider: der Savignyplatz und die Kantstraße. Die Läden, Kinos, Restaurants, der große Buchladen unter der S-Bahn-Brücke. Das Schwarze Café. Die Laternen, die Leute, das Miteinander-ins-Gespräch-Kommen. Die Möglichkeit, in diverse Gesellschaften einzutauchen. Hier kann ich Stunden verbringen, im Sommer wie im Winter, mit viel oder wenig Geld.

5. Ihre persönliche No-go-Area?

Ich weiß, ICH bin das Problem: Aber ich verstehe Friedrichshain nicht. Dort hat und wird es mich niemals hinziehen. Der Vibe, die Musik, die Ästhetik, nicht meins.

Yasmine M’Barek über Berlin: „Es tut mir leid, aber ich verstehe Friedrichshain nicht“ (3)

Leonie Braun

Zur Person

Yasmine M’Barekkam 1999 in Köln zur Welt. Dort besuchte sie dieJournalistenschule für Politik und Wirtschaft. Neben ihrer journalistischen Tätigkeit als Redakteurin für Zeit Online wurde sie auch durch Auftritte in politischen TV-Talks, ihre Social-Media-Aktivitäten und Podcasts bekannt. 2020 wurde sie vom Medium Magazin unter die „Top 30 unter 30“-Journalistinnen gewählt.

Den von Micky Beisenherz begründeten Nachrichtenpodcast „Apokalypse & Filterkaffee“ moderiert M’Barek seit 2022 jeweils dienstags mit Markus Feldenkirchen. Ihr neuestes Buch „Protest“ (erschienen bei leykam) ist ein Essay über Protestformen und ihre Konsequenzen. Die Autorin fragt darin angesichts von Klima- oder Coronaprotesten, welche Arten von Protest wirklich Veränderungen bringen und ob offene Briefe etwas an der Realpolitik ändern.

6. Wo in Berlin wollten Sie immer schon mal hin, haben es aber noch nie geschafft?

In den Grunewald. Bis aufs Tempelhofer Feld war ich hier noch nie so richtig spazieren. Aber das machen Berliner doch so, oder? Sonntags irgendwo hinfahren, um der Stadt zu entfliehen. Ich liebe Städte, muss aber erfahren, ob das meinen Horizont erweitert.

7. Ein Abend mit Freunden – in welchem Restaurant wird reserviert?

Wenn, dann ziemlich oft bei Estelle Dining im Prenzlauer Berg: der großartigste Service und die geilsten Kartoffeln und Blumenkohl der Stadt. Mintfarbene Stühle, gemütliches Licht, gute Musik, perfekte Menüs zum Teilen und die Möglichkeit, lange zu verweilen. Ebenso die exklusivste Lunchauswahl der Stadt, würde ich sagen.

8. Einkaufen in der Stadt: In diesem Store kennt Ihre Kreditkarte kein Limit.

Ich bin selbstredend ein peinliches Fast-Fashion-Opfer, deswegen bin ich ziemlich oft auf der Weinmeisterstraße, wenn ich einkaufen gehe, und da glüht die Karte überall (am Anfang des Monats). Und am Byredo-Kosmetikstand im KaDeWe, mit den besten Verkäuferinnen der Stadt, da hängt man dann auch mal 'ne Stunde rum und kauft ein wenig zu viel.

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9. Der beste Stadtteil Berlins – von diesem Kiez kriege ich nie genug …

Tempelhof. Es ist wie Köln. Normal, niemand interessiert sich für dich, wenn du das nicht willst, aber wenn du hinfällst, hilft dir jemand. Gutes Essen, dieser pseudoidyllische Hafen. Das Freiheitsgefühl, wenn man den Damm runterradelt. Unbezahlbar. Für immer meine Nummer eins. Aber nicht wegen des Feldes. Das Feld ist mir so egal.

10. In dieses Viertel bringen mich keine zehn Pferde …

Ich verstehe Friedrichshain nicht. Es tut mir leid, aber ich muss mich hier wiederholen.

11. Das nervt mich am meisten an der Stadt:

Die langen Strecken. Mein Gott, eine Verabredung ist mehr Commitment als Vollzeit arbeiten. Diese Regel, alles dauere 30 Minuten, ist eine Lüge. Es sind immer genau 42 Minuten. Das sage ich als versierte E-Scooter- und E-Fahrradfahrerin. Über den ÖPNV kann man nicht klagen – aber er braucht eben auch länger. Aber immerhin habe ich minutengenaue Playlists für meine meistbefahrenen Strecken in der Stadt. In Köln dauert alles immer 15 Minuten. Das ballert mehr.

12. Kommen vs. Gehen: Nach Berlin ziehen oder es lieber bleiben lassen?

Teilzeitberlinern ist die beste Entscheidung meines Lebens. Ich könnte nie ganz gehen.

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